Scheuch: From fog to cloud
Scheuch ist Markt- und Kompetenzführer im Bereich innovativer Luft- und Umwelttechnik und bietet seinen Kunden anwendungsspezifische und hochwertige Lösungen für ihre industriellen Luft- und Umweltthemen. Als Head of Technology and Product Management leitet Stefan Hötzinger die ambitionierte Entwicklung eines neuen modularen Baukastens.
Ihr seid seit 2019 auf dem Weg “From fog to cloud” – und genießt dabei hohe Priorität im eigenen Haus. Was würdest Du anderen raten, die sich für ihr Modularisierungsprojekt eine ähnlich hohe Priorität wünschen würden? Wie waren Ihre Erfahrungen auf dem Weg dorthin?
Stefan Hötzinger: Da gibt es sicher hunderte Wege. Ich kann gern über meinen sprechen. Scheuch hat sich innerhalb von 50 Jahren zu einem international erfolgreichen Unternehmen entwickelt. Die Führung entwickelt die Strategie kontinuierlich weiter, Innovation ist wichtig, Veränderung ist tief in der Unternehmenskultur verwurzelt.
Zwei Jahre nach meinem Einstieg bei Scheuch habe ich den Forschungsbereich zusammen mit dem Produktmanagement übertragen bekommen. Da kam nach vielen Gesprächen hoch: das ist ein riesiges Spinnennetz, in dem alles zusammenhängt – mit kleinen inkrementellen Schritten kommen wir nicht mehr weiter. Mir wurde klarer, dass es etwas Größeres werden muss. Dann habe ich an der Variantenmanagementkonferenz des VDMA teilgenommen. Das hat mich bestärkt, dass wir grundlegender ansetzen müssen. Am Anfang war das noch alles sehr nebulös. Dennoch habe ich begonnen, über das Thema mit der Geschäftsführung zu sprechen, und es ist immer mehr eingesickert. Dann kam das Go für das Projekt.
Was hat Sie dazu bewogen, das Modularisierungsprojekt nicht allein sondern mit Odego anzugehen?
Stefan Hötzinger: Wir haben das ja eh schon alles mehrfach probiert – das Resultat war der pure Frust. Und die Erkenntnis: Wir werden das nicht mehr in Excel abbilden können. Wir brauchen Leute, die das auf einer anderen Ebene machen können.
Zusätzlich zu dieser Kompetenz brauchen wir nach den frustrierenden Versuchen der Vergangenheit mal eine Außensicht. Es gibt doch genug andere Firmen, die sich auch damit beschäftigen. Warum sollen wir da das Rad neu erfinden? Wir sind gut im Filter bauen. Baukästen entwickeln wir schneller und besser, wenn wir es mit anderen lernen.
Beeindruckend war dann die Erkenntnis, wie viel ich mit einem professionellen Ansatz wirklich aus einer – bei uns anfangs noch gar nicht so – sauberen Datenbasis machen kann. Wer das mit Excel versucht, weiß gar nicht, was ein Analyst da so rausholen kann. Und das ist auch für KMU machbar. Mit den Tools von Odego können wir Milliarden von Varianten -zack- bewerten. Und das zu relativ geringen Kosten. Denn ohne diese Transparenz zu konstruieren und zu fertigen, würde ja um ein Vielfaches teurer werden.
Auch bei uns geht das nicht von Anfang an auf Knopfdruck: Diese Datenbasis zu erschließen und zu pflegen ist eine permanente Aufgabe und viel Arbeit. Die Leute, die das können, werden in Zukunft unabdingbar sein. Wer diese Daten hat, kann extrem viel damit machen..
Welche Erkenntnisse aus dieser ersten Projektphase können Sie schon an andere weitergeben?
Stefan Hötzinger: Das wichtigste ist sicherlich ein möglichst breites Team, das hinter der Idee steht. Wir müssen schließlich ein ganzes Unternehmen mitnehmen auf eine Reise, die zwar spannend ist, aber auch Angst machen kann. Das ist ja kein neuer Laptop, sondern da kommt richtig was auf die Leute zu. Aber es macht auch wirklich viel Spaß, was neues geniales für unsere Kunden zu entwickeln.
Außerdem braucht man irgendwann einfach Mut zur Lücke. Man kann das eh alles nicht im Voraus genau durchplanen, sondern muss dann mal mit dem 80/20-Anspruch anfangen. Der erste Baukasten ist ja nicht das Ende. Natürlich wird man beim nächsten besser und schneller sein. Wichtig ist, dass man einfach mal los läuft.
Es ist wie eine Reise, auf die man sich zwar vorbereiten kann und sollte, aber irgendwann muss man den Mut haben loszulegen und zu entdecken. Die Sinnfrage wird zwischendurch so oder so kommen. Das ganze Thema ist kein Sprint, sondern eben ein Marathon…(lächelnd)…bei dem man zwischendurch auch mal sprinten muss.